Meinungsbildung und Kulturerbe

Leserbrief von Schlossvereinsmitglied Volker Rösner

Im Rahmen der Diskussion und der schlaglichtartigen medialen Darstellung der anstehenden Renovierung des Heubacher Schlosses sei an ein paar Fakten erinnert, die für eine Meinungsbildung in Sachen Schloss-Renovierung nicht unwesentlich sein sollten:

Die Renovierungs- und Restaurierungsarbeiten in den 1990er Jahren waren keine Komplett-Sanierung. Bis heute wurden die wertvollsten Räume im Obergeschoss einschließlich des Dachbodens nicht restauriert und einige davon führen ein Schattendasein als Abstellkammern. In diesem unfertigen Zustand wurde das Schloss seither jahrzehntelang vielfältigst genutzt:  Es sei erinnert an die wunderschöne und inspirierende Stadtbücherei mit all ihren Veranstaltungen, an das Trauzimmer, an das vorbildliche Mieder-Museum und die Events im historischen Klassenzimmer, an die zahlreichen Führungen usw.  Für all dies bräuchte man bei einem Nichtvorhandensein des Schlosses andere Räumlichkeiten oder Gebäude. Dieser Immobilienbedarf wäre auf keinen Fall kostenlos! – Und wie wäre es, all diese Nutzungen in charakter- und namenlosen Immobilien anzubieten?

Es ist allgemein bekannt, dass selbst bei Neubauten spätestens nach ca. 30 Jahren die ersten Renovierungsarbeiten anstehen. Ganz besonders dann, wenn vorherige Sanierungsmaßnehmen teilweise nicht fachgerecht ausgeführt wurden. Diese 30 Jahre sind nun vorbei. Zusätzlich ist die weitere Nutzung der Obergeschosse im bisherigen Umfang aufgrund neuer Brandschutzbestimmungen nicht mehr möglich. Und eben diese öffentliche Nutzung wiederum ist eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt von Fördergeldern. Also kommt man um eine brandschutzgerechte Renovierung nicht herum.

Die veranschlagten Gesamtkosten der anstehenden Arbeiten könnten etwa zur Hälfte durch diverse Fördergelder finanziert werden. Die dann bei der Stadt Heubach verbleibenden Kosten, die sich mitnichten auf zig Millionen belaufen, würden sich auf eine Bauzeit von voraussichtlich 4 bis 6 Jahren verteilen. Das muss sich eine Stadt leisten können.

Das Heubacher Schloss trägt nicht nur Werte in sich, nein, es ist der Wert in seiner Gesamtheit! Dieses Schloss aus der frühen Renaissance-Zeit ist eines der wenigen noch verbliebenen historischen Gebäude Heubachs und es ist das Kulturerbe der Stadt, dem wir – vor allem auch kommender Generationen wegen – verpflichtet sind!

 

 

Volker Rösner (Heubach)